Reisebericht über die Kap Verden

Wie kann man über die Kap Verden sprechen, ohne die Beschreibungen der Reiseführer abzuschreiben, die Sonne, Meer und Wind billig verkaufen wollen, oder ohne Reklame für gierige Investoren zu machen, die meinen, die Armut entwurzeln zu wollen?
Selbstverständlich lädt Kap Verde ein, mit seinen 9 bewohnten Inseln, seinem milden Klimat (28° im November) durch den Passat, seinen langen weißen Sandstränden und seinem Surfen, seinem Korallenunterwasser für die versierten Taucher, die die zivilisationskranken Menschen anziehen, um den täglichen Stress und dem zwingenden Konsum zu entfliehen; Diese zögern nicht vor 6 Flugstunden ab München, um sich auf einer „unbekannten„ Insel zu relaxen. Man kann auch ab Lissabon fliegen und der Flug dauert nur noch 3 Stunden.

Dazu haben wir uns entschlossen, und haben den Winter gewählt, wenn der Schnee und die Kälte in Berlin herrschen und während die kurzen Tage eher zum Winterschlaf bis zum Frühling veranlassen.
Der Frühling existiert in Kap Verde nicht und die einzige Jahreszeit, die die Wärme trübt, ist die Regenzeit im September, wenn der Regen überhaupt fällt. Denn das Klima ist sehr trocken und manchmal sogar weht der Wind aus der Sahara und durch den transportierten Sand wird die Sicht schlecht. Der Reiz der Kap Verden ist also eine von Wüsten „bewohnte„ dürre Schönheit , wo kein Halm wächst und dementsprechend das Leben schwer ist. Aber, die Kapverdianer, die längst nicht streng sind, sind fröhlich, hilfsbereit, sie lieben die Musik, die in der ganzen Welt durch Cesaria Evora „die barfüßige Diva„ bekannt ist und den Tanz. Das Musikfestival von Baias das Gatas in Sao Vicente versammelt jährlich 150 000 Personen. Jeder/jede tanzt auf dem Strand mit den Tönen der verschiedenen Gruppen und die Kapverdianer machen Pick-Nick und schlafen mehrere Tage draußen unter dem Sternhimmel.
Neben der flachen Wüste und ihren Dünen, die an eine Mondlandschaft erinnern wie in Sal, ist es interessant, zu den anderen Berginseln hinzufliegen.
Der Flug zwischen den Inseln dauert ca. 50mn. Der Shuttle ist ein ganz kleines Flugzeug der kapverdischen T.A.C.V. Man muss feststellen, dass alles gut funktionniert, selbst wenn alles unsicher aussieht. Man kann sogar die Manöver des Piloten im Cockpit verfolgen, weil die Tür während des Flugs offen bleibt.

Man muss sich vorstellen, dass die Inseln sehr klein sind. Die Hauptstadt Praia, Insel Santiago, hat nur 50 000 Einwohner und alle 9 Inseln haben insgesamt 400 000 Einwohner; es gibt aber ca 600 000 Kapverdianer, die aus wirtschatlichen Gründen, in der ganzen Welt verteilt sind: Die kapverdische Diaspora. Mir ist bekannt in Berlin sind es 15 Kapverdianer.
Da also die Entfernungen zwischen den Inseln sehr kurz sind, lernt man sich schnell kennen, und so hat man den Eindruck, in einer Familie zu sein. Alles ist dort sehr familiär und selbst die bequemen Hotels sind nicht snobistisch, man kann sich einfach kleiden. Die Kapverdianer sind noch keine gierigen Geschäftsleute. Sie sind natürlich und gute Gastgeber, jeder nimmt sich Zeit für den Anderen.
Die Meeresschildkröte ist das Symbol der Kap Verden. Viele nehmen sich als Andecken eine Meeresschildkröte aus Holz geschnitzt mit nach Hause. Verglichen mit den Europäern sind die Kapverdianer ruhig und entspannt, was bei den Europäern selten ist. Bei einem Ausflug nach Cidade Velha haben die Einheimischen mit einem Besuch nicht gerechnet, sie waren aber sofort bereit uns mittags ein Grillhähnchen zu servieren und haben uns zur Überbrückung einen herrlichen perlend frischen Weißwein serviert. Wir saßen am Wasser unter Strohschirmen und fühlten uns wir ein Amerikaner in Paris .
Man kann auch Fisch oder Langusten essen, obwohl uns die traditionelle Cachupa der Kapverden (Eintopf aus braunen Bohnen sehr gut gewürzt) am besten geschmeckt hat. Aber um dem etwas konservativen Touristen einen Gefallen zu tun, findet man auch Spaghettis mit Tomatensauce und Rührei. Es gibt einen einheimischen Wein aus der Insel Fogo ( die Vulkaninsel, 2800m, der Vulkan war 1995 noch aktiv ), aber die Menge reicht für den Export nicht. Wir haben ihn nicht gekostet.
Portugal ist die zweite Heimat der Kapverdianer, die seit 1975 unabhängig sind. Einige studieren dort, aber auch in Brasilien, in den USA oder in den Niederlanden. Dank der internationalen Zusammenarbeit, können die Kapverdianer ein Stipendium bekommen, denn die Regierung hat wenig Mittel. Man muss einer der Besten sein, um ein Stipendium zu bekommen.

Für uns war das Leben dort fremd aber sehr schön. Das Leben ist einfach , es gibt keinen Luxus, wenig Konsum-, man kann alles finden aber man muss wissen wo. Verglichen mit Europa, gibt es wenig Einkaufsläden aber der Handel findet vor allem auf den bedeckten oder offenen Marktplätzen statt. Es gibt einen Markt ,wo es frische Obst und Gemüse gibt getrennt von dem Textilmarkt .
Da die Kapverden eine hohe Geburtsrate haben, sieht man mehr Kinder als Erwachsene . Die älteren Menschen sind seltener auf der Straße; die meisten werden fast 100 Jahre alt und bleiben gesund und geistig rege.

Wer auf Abenteuer aus ist, wird sich in Santo Antao wohl fühlen. Das ist eine bergische und vulkanische Insel, wie alle Inseln hier, 1900m hoch. Man erreicht sie per Schiff. Eine einstündige gefährliche Schifffahrt. Durch den hohen Wellengang werden viele seekrank, vor allem Frauen und Kinder. Das Gepäck tanzt auf dem Schiff lustig umher .
Dieses alte Schiff dient dem Transport von Passagieren, Waren, Bananen, Mais, technische Geräte. Man muss Geduld haben bis das Schiff beladen ist.

Wenn man diese Reise überlebt hat, kommt man südlich von der Insel an, die ebenfalls eine Wüste ist, jedoch diesmal sehr bergisch. Die Inseln sind meistens sehr trocken und von der Verwüstung bedroht, da der Regen selten fällt. Sie gehören zu der Sahelzone. Es gibt eine Kommission der UNO, die damit beauftragt ist, die Klimaveränderungen zu verzeichnen und nach Lösungen sucht, damit die Wüste sich nicht weiter verbreitet. Jedes Jahr pflanzt ein kapverdischer Beamte symbolisch einen Baum, um die verwüsteten Gegenden wieder aufzuforsten. Aber das größte Problem auf den Kap Verden ist der Mangel an Wasser. Man wird dort selten einen Fluß oder einen See
sehen. Wenn doch, ist das Flußbett meistens trocken. Jedes Jahr warten die Kapverdianer auf den Regen und freuen sich, wenn er fällt. Dann wächst alles und die Ernte ist erträglich. Die Kapverdianer essen je nach Jahreszeit frisches Gemüse und Obst, Tiefgekühltes sehr wenig. So gibt es eine Jahreszeit für Papayas , dann wird Marmelade gemacht, eine Jahreszeit für Mangos und die werden dann immer beim Frühstück dabei sein.
.Bei uns gibt es Früchte das ganze Jahr aber aus Gewächshäusern. Die Produkte in Kap Verden sind frisch und ohne Konservierungsmitteln, sowie auch der Ziegenkäse und das Fleisch. Wenn ein Nachbar sich entschließt, einen Schwein oder eine Ziege zu schlachten, hat die ganze Nachbarschaft Anteil daran und so ist das Tier schnell vergeben. Oder, da jeder Kapverdianer Verwandschaft auf dem Land hat, ist es einfach frisches Gemüse, Eier oder ein Hähnchen zu bekommen. Da die Entfernungen klein sind, kann man dadurch alle Produkte vom Lande bekommen. In der Stadt gehen die Kapverdianer auf den Markt, auf den alle Produkte vom Lande kommen. Es gibt ein Transportsystem per Minibus , die Bäuerinnen bringen alle Produkte morgens ganz früh und verlassen die Stadt abends wieder. Die Busse sind dann voll von Körben, Taschen und Tüten, jeder macht sich einen Platz, selbst wenn es keinen mehr gibt und man fährt und lässt sich durch die Funana ( lebhafte Musik) und die belebten Gespräche treiben.

Santo Antao ist durch ihre Berge priviligiert. Sie bringen Feuchtigkeit, Nebel und kühle Temperaturen. Dadurch ist die Insel grün und die Vegetation vielfältig. Man sagt, sie ist die Speisekammer der anderen Inseln. Die Durchfahrt ist sehr schwierig, nur eine Straße führt vom Süden zum Norden, auf der anderen Küste, die grün und durch ihre fruchtbaren Täler reich ist. Unser Fahrer hieß Cachupa und war unser treuer Begleiter durch die Insel, hatte uns am Schiff empfangen. Die Landschaft gleicht einer Mondwüste. Danach reihen sich Maisterrassenkulturen an , die sorgfältig mit der Hand auf geringem Raum unter der heißen Sonne gepflanzt wurden. Die Straße wurde auch mit der Hand gebaut, Stein für Stein, wobei die angeseilten Männer die Steine von den Bergen gehauen haben.

Die Zick-Zack-Straße führt uns entlang der Algarven, den tannenähnlichen Bäume, den Büschen der eisenhaltigen Kongobohnen, den Pinienhainen und dem Mais. Ab und zu auch Kaffeepflanzen, die aber eher auf der Insel Fogo Zuhause sind. Alle Inseln sind vulkanischer Herkunft und haben ihre Wurzeln tief im Ozean. Die Straße ist sehr uneben, wir fahren durch Pässe und manchmal befinden wir uns zwischen zwei Tälern und links und rechts gibt es nur den Abgrund. Aber Cachupa, er heißt wie das Nationalgericht, ist ein guter Fahrer und vorsichtigt.

Eine wahre Überaschung auf dieser Insel sind die fruchtbaren Täler, die man zu Fuß entdecken muss. Wir werden von einem Beamten des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt empfangen. Er hat sich frei genommen, um uns ein schönes, grünes, warmes Tal mit herrlichen Pflanzen zu zeigen. .

Man muss die Straße entlang dem Ozean verlassen und sich in zwei Felswände einschleichen, der Weg wird enger und da ,oh! Wunder, das Wasser fehlt nicht und alles wächst. Man sagt, dass es eine der schönsten Insel auf der Welt ist: die Bananenbäume, der Gnam, der Brotfruchtbaum mit seinen großen Früchten, die wie Kartoffeln gekocht werden, der Mais, die Hibiskus, die blühenden Akazien, die Palmen, die Kokosbäume und vor allem in dieser Jahreszeit silber blühendes Zuckerrohr, Pinien , Eukalyptusbäume; man hört das Wasser auf den Steinen gleiten, ein wahrer irdischer Paradies, der die ganze Bevölkerung ernähren wird, wie es uns der Beamte erläutert. Kap Verde ist eines der 10 ärmsten Länder auf der Welt und das Ziel seiner Politik ist es die Ursachen der Armut zu ergründen und die Armutsbekämpfung. Geographisch und klimatisch gesehen, ist Kap Verde sehr benachteiligt: und Kap Verde ist schon lange nicht grün, er verdient seinen Namen den Seemännern, die ursprünglich Dakar, Senegal, zuerst gesehen hatten. Man muss permanent gegen die Abnutzung der Böden durch Wind und Regen kämpfen. Denn, wenn es mal regnet, ca. 4 Tage im Jahr, hat das Wasser katastrophische Auswirkungen: in den Bergen vernichtet der Regen die ganzen Kulturen und die Bergbauern müssen mühsam alles neu bepflanzen. Das Wasser fließt direkt in das Meer und nichts bleibt übrig, denn es gibt keine Staudämme. Nur reiche Investoren können solche Projekte finanzieren und man muss sie finden und derer Investition attraktiv machen (durch Steuerbefreiung 5 Jahre lang, Zollbefreiung). Dazu gehört die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Es geht nicht nur darum, Gelder zu beschaffen, sondern auch Personal zu qualifizieren , Techniker auszubilden, damit die Entwicklungshelfer sich zurückziehen können, um für die Kapverdianer Platz zu machen. Denn ein Sprichwort sagt, es ist besser das Fischen beizubringen anstatt Fische zu verschenken.

Dann sind wir ins Restaurant eingeladen worden: das Nationalgericht, die Cachupa mit Fisch, den die Kapverdianer sehr lieben, meistens ist es Thunfisch, Kürbis, Süßkartoffeln, Maniok, Naturreis und Salat. Für die Europäer, die gegen Durchfall nicht immun sind, ist es besser keinen Salat zu essen, denn das Wasser ist nicht trinkbar. Man muss sich die Zähne mit Mineralwasser in der Flasche putzen. Die Duschen sind kalt und erfrischend. Es gibt manchmal Stromausfall, aber sonst funktioniert die Energie. Es gibt im Dorf zwei Internet-Cafés, die von den Schülern und Arbeitslosen sehr besucht werden. Jeder kann dort seine CD, die ein Verwandter aus den USA oder aus Europa geschickt hat, laden und sich über alles informieren. Er kann Musik hören, eine Sprache lernen, spielen usw. ohne einen eigenen Computer zu besitzen. Oder, er kann in der ganzen Welt surfen.. Er wird weniger benachteiligt und hat Zugriff zur Allgemeinbildung. Das ist ein Fortschritt für die Gerechtigkeit , selbst wenn das Analphabetentum noch nicht ganz besiegt ist (99% Einschulungen).

Auf dieser Insel sind wir 3 Stunden durch die Berge am Atlantik von Dorf zu Dorf gewandert. Da wir keine gute Kondition haben, war es genauso mühsam bergab wie berghoch zu laufen. Aber zu Fuß sind die Eindrücke stärker als im Minibus. Bei dieser Gelegenheit haben wir einen Schweizer Bergführer kennengelernt. Er hat sich mit einer Kapverdianerin in der Gegend niedergelassen und lebt vom Anti-Tourismus oder besser gesagt vom sanften und sozialen Tourismus, mit dem er humanitäre Projekte wie eine fahrende Bibliothek finanziert. Er hat uns zu Dona Augusta geführt. Sie vermietet einige Zimmer in ihrem Privathaus mitten in den Bergen. Auf der Dachterrasse hatten wir einen Blick über die Maispflanzen und die Zuckerrohrpflanzen. Das Dach ist mit Kokosblättern bedeckt. Sie hat einen menschengroßen Kamin , wo sie kocht, besitzt aber auch eine Mikrowelle. Es war köstlich. Da sie Köchin 15 Jahre lang im Elyseepalace in Paris war, spricht sie fließend Französisch. Sie hat uns gebeten einige Medikamente gegen Schmerzen zu schicken, weil die Apotheke im Dorf leer ist. Ihr Haus ist eine Herberge für seltene Wanderer, die die Gipfel erkunden. Es ist preiswert, einfach und sehr gemütlich.

Die Kapverdianer sind sehr natürlich, hilfbereit und kommunikativ. Sie sind entspannend. Nachdem wir einen Taxifahrer in seinem Auto geweckt haben, um uns zu fahren, haben wir ihn zum Essen eingeladen und, als Dankeschön hat er uns seine Stadt gezeigt. Er verdient 300 Euros im Monat, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Später, als wir durch die Stadt spazierten, hat er uns wiedererkannt und hat angehalten, um uns zu grüßen. Manchmal hat ein Taxifahrer uns seine Visitenkarte gegeben, damit wir ihn anrufen, wenn wir die Insel verlassen. Viele kennen die Autos und den Fussball aus Deutschland. Viele träumen davon nach Europa zu fliegen, um der Armut zu entgehen, aber diese fremde Länder bleiben oft eine Illusion, die auf falschen Tatsachen beruht und durch die Medien vermittelt wird. Für sie ist es sehr schwer ein Visum zu bekommen. Sie müssen offiziell eingeladen werden und der Gastgeber muss für deren Unterhalt sorgen und ist für sie verantwortlich. Es ist einfach Kontakt aufzunehmen, meistens in Französisch, wenn man weder Crioulo noch Portugiesisch kann. Portugiesisch wird in der Schule unterrichtet, aber die Kommunikation bis zur politischen Ebene läuft auf Crioulo.
Im Radio spricht man Crioulo und die Presse ist in Portugiesisch. Damit sind die Kapverdianer zweisprachig.

Wir haben auch den Punch probiert. Er wird aus Zuckerrohr gewonnen und mit Melasse und Zitrone verarbeitet. Den trinken die Frauen, die Männer trinken den Grog, der auch zuhause hergestellt wird. Wenn das Zuckerrohr blüht, hat die Landschaft eine silberne Farbe.

Die Kap Verden sind mit den einheimischen Ressourcen von dem lieben Gott nicht sehr verwöhnt worden, aber sie wollen versuchen ihren Grog zu exportieren, wie sie schon Thunfisch nach Portugal und Hummer in die ganze Welt exportieren. Es gibt auch die Salzanlagen für den Export von Salz auf der Insel Sal (Salz auf Portugiesisch). Wir sind auf einem Salzsee gelaufen. Es gibt auch Entsalzungsprojekte, die aber sehr teuer sind. Die Kapverdianer erwarten viel vom Tourismus, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, aber zum Glück für uns geht es noch langsam, sodass die Kapverden nicht Mallorca oder den Kanarischen Inseln ähneln. Im übrigens sind die Kapverdianer sehr bewusst über die Nachteile des Tourismus und unterstützen umweltfreundliche Projekte,.Sie bevorziehen Bungalows statt große Hotels, die die örtliche Arbeitskraft beschäftigen. Nach dem Ergebnis einer Studie der UNO gehört Kap Verde nicht mehr zu den ärmsten Ländern, sodass viele Hilfe wegfallen könnten, um günstige Kredite zu bekommen. Aber Kapverde ist der Meinung, dass es durch seine geographische Verletzbarkeit wohl noch unterentwickelt ist. Kap Verde kann nicht mehr als 10% seines Verbrauches produzieren und kann nur 10-12% seiner Entwicklung finanzieren. Er muss also die internationale Gemeinschaft überzeugen, dass, um seine Entwicklung zu sichern, es weiterhin den Zugang zum Markt und zu Dienstleistungen sowie zum Kapital braucht. Denn, wenn Kapverde zu einer anderen Gruppe gehören würde, müsste er 12% Zoll für den europäischen Markt bezahlen und würde dadurch der Konkurrenz nicht mehr standhalten.

Hier auch ist die Entwicklungshilfe sehr umstritten. Obwohl, denkt man darüber nach, und man bemerkt, dass diese Hilfe auch für uns eine Sicherheit ist. Denn, die Armut ist oft in der Welt eine Quelle des Terrorismus und des Fanatismus. Außerdem ist die Armutsbekämpfung ein Ziel , das für die Umweltpolitik der Entwicklungsländer günstig ist. Und zwar, durch den Beitrag gegen die Klimakatastrophen, die wir auch mit den Überflutungen kennengelernt haben. Wenn man gegen die Ursachen des Krieges kämpft, meidet man das Leid der Menschen und die tausenden Flüchtlinge. Insgesamt wird es billiger (nur 1,5% des Gesamthaushalts) und fördert unsere Sicherheit. Nach dem Attentat des 11. September in New York haben wir gesehen, dass wir alle getroffen sind. Wenn man bedenkt, dass der Irakkrieg 80 Milliarden Dollars gekostet hat und dass er vermeidbar gewesen wäre, ist es besser die Wasserquelle Nordafrikas zu verwalten, damit keine Verschwendung stattfindet und damit die Konflikte und Zukunftskriege vermieden werden, wenn es sich um einem der seltensten Gut der Erde handelt.

Es gibt auch ein Auswanderungsprogramm für Rentner, die dem Winter entkommen möchten und dort am Meer ein Haus bauen wollen. Man muss mindestens - 1180,- Euro nachweisen, damit die Armut nicht verschlimmert wird. Auch Jüngere können an das Programm teilnehmen, wenn sie diesen Einkommen nachweisen können. Sie können dann schon bauen lassen und brauchen kein Visum mehr (40,- Euro), wenn sie zu den Inseln fliegen. Die Lebenskosten sind trotz Import gering.

Wir haben oft die Gelegenheit gehabt, die kapverdische Gastfreundschaft kennen zu lernen. Wir haben Nita in Praia, Insel Santiago, besucht, die 6 Schwestern und ca.14 Nichten und Nefen hat. Da ein Besuch aus Europa etwas außergewöhnlich ist, hatten wir Schokolade, der in Kap Verde sehr teuer ist, mitgebracht sowie 36 Kugelschreiber, die von den Kindern sehr beliebt sind. Die Cachupa, die schon aus Berlin für uns durch eine kapverdische Freundschaft bestellt wurde, wartete auf uns. Als wir die Insel verlassen wollten, haben wir die Überaschung gehabt, einen Teil der Familie von Nita bei unserem Hotel wieder zu finden. Sie wartete auf uns mit zahlreichen Plastiktüten voll von Mais, Kokoskekse, Thunfischdosen, mehrere kg insgesamt, die für die Kapverdianerin aus Berlin waren. Wir haben dieses Gepäck zu allen 3 anderen Inseln transportiert und haben später darüber gelacht. Das ist eine Tradition heimatliche Produkte mitzugeben… Außerdem muss man sagen, dass man keinen kapverdischen Mais für die Cachupa in Berlin findet!

Eine andere herzliche Einladung fand in Santo Antao statt. Es ist gut einige Hemde, Pullover oder Schulmaterial zum Verschencken zu haben, denn sie machen immer Freude und nehmen nicht viel Platz im Gepäck.
Da muss man sagen, dass es , für uns Stadtsbürger, eine Expedition war. Nachdem wir durch einen fruchtbaren und tiefen Tal der Insel Santo Antao im Minibus gefahren sind, kommt man am Fuss eines Berges, wo Treppen von ca. 40 cm gebaut wurden, die man ca. 500m hoch klettern muss, um am Gipfel anzukommen, wo das Haus unserer Gastgeber steht. Uns taten die Knie weh und wir konnten kaum Luft holen. Aber, als wir oben waren, welches Panorama! Wir waren mitten in den Gipfeln, umgeben vom Zuckerohr, das die Terrasse umrandet. Wir wurden für unsere Mühe belohnt. Unsere Freunde steigen diese Treppen jeden Tag mehrmals pro Tag mit 70 und 78 Jahren. Die Einwohner von Santo Antao sind es gewöhnt in den Bergen zu laufen und werden sehr alt. Man bleibt dabei sehr gesund. Nun wartete auf uns die Frische, der Aperitif mit Bergziegenkäse und Fischpfannkuchen, dann eine schöne Mahlzeit, selbstverständlich die Cachupa aber diesmal mit Thunfisch. Nach dem Kaffee sind wir auf die Dachterrasse geklettert, wo das Haus noch ausgebaut wird. Das Wasser kommt aus den Bergen , dadurch ist die Versorgung einfach, aber alles andere muss per Hand hochgetragen werden. Es gibt Sanitäreanlagen, das Telefon und mit dem Satellitenschüssel einen Computer. Man braucht nicht mehr in den Tal herunterzugehen, um zu Post zu gehen, man sendet und empfängt Emails. Dadurch wird der Planet ein kleines Dorf und die Informationen verbreiten sich von selbst. Obwohl die Einwohner durch die Bergen abgeschnitten sind , sind sie wieder durch das Internet verbunden. Man kann die Zeitung lesen ohne , zum Kiosk laufen zu müssen. Man hat schon behauptet, dass das Internet eine Revolution für Afrika wird. Es verbindet , wo es keine Infrastruktur gibt. Es gibt schon Projekte mit fahrenden Computern. In Australien, wegen der großen Entfernungen wird die Schulausbildung oft Zuhause per Internet gemacht. In Santo Antao müssen die Schüler bis 4 Stunden täglich zwischen Schule und zuhause laufen. Sie sind dann zu müde, um dem Unterricht zu folgen und dadurch ist das Niveau oft niedrig. Vor kurzem hat man einen Bus besorgen können, eine Spende der deutschen Bundeswehr, um dieses Problem zu lösen. Es war ein großer Erfolg, aber es bleibt noch viel zu tun. Die Regierung möchte das Gesundheitssystem für alle verbessern, jedoch sind die Gehälter zu niedrig für die Beiträge, sodass die Gesundheitskosten nicht abgedeckt werden können. Stattdessen kann man durch den Wind, das Meerwasser und die Sonne auf eine Entwicklung mit den erneubaren Energien hoffen. In Afrika zur Stromerzeugung wird das Wasser von der Sonnenenergie geheizt, Fotovoltaik genannt. Viele Projekte laufen beim Deutschen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.

Es gibt auch Leute, die um dem europäischen Stress zu entfliehen, wie Alfred und seine Familie, auswandern. Er ist Österreicher und Informatiker und lebt seit 20 Jahren auf Santo Antao, wo er eine Hütte aus Flaschen direkt auf der Erde gebaut hat; die leeren Flaschen funktionnieren wie eine Klimaanlage. Als Zimmer und Büro hat er 2 Kontainer aufgestellt. Und er hat Strom. In diesem Versteck, mitten in den Bergen und im Zuckerrohr hat er Internetanschluss und hat eine virtuelle Reiseagentur für die Naturfreunde und Sportler gegründet. Er bekommt Touristen aus der ganzen Welt. Einmal pro Jahr macht er mit seinem Wohnmobil eine Europareise. Ansonsten ist es sehr schwer hier auch Arbeit zu finden. Man muss Existenzgründer sein, erfinderisch und das nötige Startkapital haben.

Man kann das Hotel direkt telefonisch buchen, vorausgesetzt man spricht Französisch oder Englisch, wenn man kein Portugiesisch kann und dann kann man eine Buchungsbestätigung per Fax bekommen. Die Hotels sind im Internet. Es gibt alle Kategorien. So meidet man die Pauschalreisen und kann seinen Pfad selbst organisieren. Man kann auch privat wohnen aber man muss vor Ort sich erkundigen bei einem Reisebüro, oder einen Taxifahrer fragen. Will man Wassersport treiben, dann sind Sal und Boavista günstig. Man kann einen Wagen mieten oder die Minibus benutzen; sie sind etwas weniger bequem aber umso echter.

Man kann vor Ort Euro in Kapverdische Escudos umtauschen. Es ist nicht erlaubt Escudos ein- und auszuführen. Die Visakarte ist in den Banken und Hotels anerkannt.

Ich habe diesen Bericht geschrieben, um die Entdeckung der Kapverden zu ermöglichen, da es wenige Veröffentlichungen gibt. Wenn man etwas bequemer ist, kann man auch bei einer Reiseagentur alles buchen. Es gibt die Möglichkeit mehrere Inseln zusammen zu buchen (Air Pass). Manche Agenturen organisieren Trekkings mit einem Bergführer und Bergunterkunft. Man kann auch zwischen den Inseln per Schiff fahren; dazu muss man sich vor Ort erkundigen und viel Zeit haben. Es gibt Inseln, die noch schlafen und , wo alles noch zu entdecken ist, wenn man die Ruhe, die Natur und die Einfachheit ihrer Bewohner liebt.

Zum Schluss, in Kap Verde muss man wieder lernen, sich die Zeit zu nehmen…wenn man im Hafen wartet, oder wenn man warten muss, dass das Café aufschließen muss ehe man frühstücken kann, oder wenn man auf einen Flug wartet, der schon 3 Male hintereinander abgesagt wurde…Aber, wenn man nicht warten würde, würde man weder die Landschaften noch das natürliche Leben-lassen mit dem Rhythmus der neuen und starken Eindrücke genießen können.

Um mehr Informationen zu bekommen, können Sie sich mit den Botschaften und Reiseagenturen in Verbindung setzen oder auch die Website besuchen
www.embassy-capeverde.de und www.caboverde.com

Schöne Ferien!

Pascale Le Gall

Berlin, 26.03.2004